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Weinmacher und Weine

Kein(e) König(in) ohne Gefolge

Am Ende sind es aber die Winzer, die mit ihren oft prämierten Tropfen den neuen und exzellenten Ruf der Saale-Unstrut-Weine begründet haben. Ihnen allen gebührt unendlicher Dank. So wie wir „Weinfreunde“ sind sie mit ihren Produkten umso mehr „Botschafter“ unseres Anbaugebiets. Drei Weingüter haben es mittlerweile sogar in die „Champions League“ der deutschen Winzer, den Verband der Prädikatsweingüter (VdP), geschafft.

 

War Saale-Unstrut-Wein zu DDR-Zeiten noch als sauer und ungenießbar verschrien, braucht er sich heute nicht mehr vor deutschen Spitzenweinen zu verstecken. Peinlich und traurig bleibt nur, dass auch 30 Jahre nach der Einheit das Weinanbaugebiet Saale-Unstrut im Westen oft noch immer unbekannt ist oder mit (dem kleineren) Sachsen verwechselt wird; Ignoranz hin oder Unwissenheit her. Aber gut: wir „Weinfreunde Saale-Unstrut“ arbeiten daran… Und nicht nur wir: Mit der Gebietsweinkönigin (2020/21 Annemarie Triebe) und dem Weinbotschafter (Kammersänger Gunther Emmerlich) hat das Anbaugebiet zwei etwas prominentere Repräsentanten, als uns. Links

Gebietsweinkönigin Annemarie Triebe (Foto: Weinbauverband Saale-Unstrut)

 

Die Weine

 

Weiße vor Rote

Mehr als 50 Rebsorten sind in Saale-Unstrut beheimatet; geprägt wir das Anbaugebiet aber deutlich vom Weißwein. Zu den Leitrebsorten zählen Müller-Thurgau und Weißburgunder, gefolgt von Riesling, Bacchus und (grünem) Silvaner. Auf rund einem Viertel der Anbaufläche wächst Rotwein heran. Hier dominieren Dornfelder, Portugieser, Spätburgunder und Blauer Zweigelt.


Gerade letzterer war mit seiner österreichischen Herkunft eher untypisch für das Anbaugebiet. Sein abenteuerlicher Weg nach dem zerstörerischen Eiswinter 1987 steht aber stellvertretend für die vielen Anekdoten, die Ihnen erfahrene Winzer bei einem leckeren Glas Saale-Unstrut-Wein über das Anbaugebiet erzählen können.


Auch bei uns gibt es einen deutlichen Trend hinzu nachhaltig produzierten Weinen. Immer mehr, vor allem junge Winzer setzen auf biodynamischen Weinbau und/oder versuchen sich an pilzwiderstandsfähigen (Piwi-)Rebsorten; mit Erfolg. Vor allem weiße, fruchtbetonte Sorten wie Cabernet Blanc, Johanniter oder Souvignier Gris gedeihen weitgehend ohne chemische Spritzmittel, und die daraus gekelterten Weine erfreuen sich wachsender Beliebtheit bei Weinkennern.

 

Toskana des Nordens

So bildgewaltig hat Goethe einst unsere wunderschöne Weinlandschaft beschrieben. Eines konnte er seinerzeit allerdings nicht ahnen: Die schleichende Klimaerwärmung der letzten Jahre lässt das Anbaugebiet peu à peu zu einer zweiten Toskana werden. Immer wärmere und niederschlagsärmere Sommer machen Saale-Unstrut attraktiv für trockenresistente Rebsorten. Und so erobern z.B. rote Cabernet-Clone immer öfter die sonnenverwöhnten Lagen. Im Zusammenspiel mit den für unser Anbaugebiet so typischen Muschelkalk-, Lößlehm- und Buntsandsteinböden entstehen einzigartige Weine, die bei nationalen und internationalen Vergleichen ganz vorne landen.


Und wer in den Freyburger Schweigenbergen schon mal das „Toskana-Schlösschen“ in den Blick genommen hat, der versteht, was Goethe einst mit „Toskana des Nordens“ meinte.

Die Weinmacher

 

Die Zisterzienser sind schuld

In den Reihen der „Weinfreunde Saale-Unstrut“ finden sich einige Berufs- und Nebenerwerbs-, vor allem aber etliche Genossenschafts- und Hobbywinzer. Sie tun im Grunde das, was Menschen an Saale und Unstrut seit Jahrhunderten hier machen: Sie widmen sich leidenschaftlich und aufopferungsvoll der Pflege der Reben und dem Keltern exzellenter Weine. Und das geschieht hier mindestens seit der urkundlichen Ersterwähnung des Weinbaus im Jahre 998 durch Kaiser Otto III. Auf die richtigen Beine gestellt haben ihn im Anbaugebiet jedoch erst die Zisterzienser Mönche des Klosters Pforta, die ab 1137 die Kultivierung des Weinbaus vorantrieben.

 

Höhen und Tiefen… und wieder Höhen

Zur Hochzeit wurden hier mehr als 10.000 ha Wein bewirtschaftet; wegen mangelnder Hygiene war das Getränk – anders als heute - Ersatz für Wasser; also mehr Nahrungs- als Genussmittel. 1887 brachte - wie vielerorts in Europa - auch an Saale und Unstrut die aus Amerika eingeschleppte Reblaus-Krankheit fast das Ende des Weinbaus. Jämmerliche 31 ha Rebfläche blieben erhalten.  


Mit fast 800 ha ist Saale-Unstrut zwar heute „nur“ das drittkleinste Qualitätsweinanbaugebiet (Q.b.A.) in Deutschland, dafür jedoch das nördlichste. Klar, es gibt weiter nördlich etliche Weinberge und –Lagen. Da die aber keinem Qualitätsweinanbaugebiet zugeordnet sind, dürfen deren Tropfen maximal als „Landwein“, nicht aber als „Qualitätswein“ bezeichnet und vertrieben werden.


Wende und Wiedervereinigung und die nun auch im Osten anwendbaren, weintechnischen Neuerungen brachten dem Saale-Unstrut-Wein einen qualitativen „Quantensprung“. Und nicht nur das: durch das einzigartige Zusammenspiel von eiszeitlich geprägten Böden und trocken-warmem Klima im „Regenschatten“ des Harzes haben Saale-Unstrut-Weine die deutsche Weinlandschaft sogar noch bereichert. „Landschaft und Orte

 

Winzer und Weine

Das Qualitätsweinanbaugebiet Saale-Unstrut erstreckt sich heute über Sachsen-Anhalt sowie Teile Thüringens und Brandenburgs. Neben der Region Saale-Unstrut hat sich in den letzten Jahren westlich von Halle das Weinbaugebiet „Mansfelder Seen“ herausgebildet. Etliche Familienweingüter nutzen hier die klimatisch günstigen Bedingungen rund um Höhnstedt und den Süßen See zum Anbau von Wein.

 

Mehr als 70 Privatweingüter gibt es mittlerweile wieder; daneben große Produzenten wie das Landesweingut Kloster Pforta, die Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei und die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut, der größte Weinproduzent in Ostdeutschland.

Weinbaupräsident Hans Albrecht Zieger (Foto: Weinbauverband Saale-Unstrut)

ex-Weinbaupräsident Siegfried Boy (Foto: Weinbauverband Saale-Unstrut)

„Stimme des Ostens“ im Chor der deutschen Weinanbaugebiete ist der Weinbauverband Saale-Unstrut. Der Verein ist der Vertreter der Interessen der Saale-Unstrut-Winzer und wird heute ehrenamtlich geleitet vom Weinbaupräsidenten Hans Albrecht Zieger, Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg (und einer der engsten Kooperationspartner der „Weinfreunde“).

 

Er folgte 2019 auf Siegfried Boy, der mit 30 Jahren Amtszeit Deutschlands längst gedienter Weinbaupräsident war und maßgeblich zum Wiedererblühen unseres Weinanbaugebiets Saale-Unstrut beigetragen hat.